Ohne Fleiß kein Preis! Oh je, das kling nach Arbeit… Ehrlich gesagt, ist es
das auch. Aber es ist eine Arbeit, die Freude macht, wenn man Lust auf Natur - und Obst hat. Man trifft
sich meist in einer Gruppe, um auf der Wiese Laub zu harken, die Bäume im Herbst zu schneiden oder im
Frühjahr "aufzuräumen". Oft ist es ein Treffen mit Freunden und die Arbeit wird quasi nebenbei erledigt.
Manchmal ist es auch eine willkommene Abwechslung von der Arbeit am Schreibtisch, in der Schule und im Büro.
Der wohlverdiente Muskelkater nach einer Apfelernte und die Müdigkeit nach Stunden an der frischen Luft ist
doch Entschädigung genug, oder?
Wiese mähen oder mähen lassen…
Durch die verstreute Lage der Obstbäume ist es gar nicht so einfach, die Wiese zu
mähen – man müsste mit einem Rasenmäher „Slalom“ fahren… Aber größere Mähwerkzeuge sind auch aus anderen Gründen
nicht gut einsetzbar: Man verletzt oder verscheucht dadurch kleine Säugetiere, Insekten und Vögel, die auf dem
Boden brüten. Besonders sanft kann man mit einer Sense mähen – das ist aber nicht ganz ungefährlich und auch schwierig,
deshalb machen das nur Fachleute, die das gelernt haben. Um den Insekten genug Nahrung (Wiesenblumen) zu bieten,
sollte nicht allzu oft gemäht werden.
Eine andere Möglichkeit ist das Nutzen der Wiese als Weide für Rinder oder Schafe, wenn die Bedingungen stimmen.
Dann ist es allerdings auch wichtig, die Bäume vor den Tieren, die gerne an den Stämmen "knabbern", durch einen
sogenannten „Verbissschutz“ vor Schäden zu bewahren.
Erntezeit
Auf der Streuobstwiese gibt es viel zu tun – die Ernte vieler Früchte belohnt dann die
Arbeit des Jahres. Vom Frühsommer bis zum Herbst gibt es viel zu Pflücken und zu Sammeln. Am meisten macht es Spaß,
sich in einer Gruppe zu treffen, um sich gemeinsam an die Apfelernte oder z.B. das Pflücken von Brombeeren zu
machen – je nachdem, wie groß die Wiese ist bzw. wie viele Obstbäume und -büsche es dort gibt. Dann kann man das
Obst an die Erntehelfer aufteilen oder bringt einen Teil davon zum Pressen von Saft. Streuobstwiesen, die einer
Gemeinde oder Vereinen gehören, suchen oft Erntehelfer – frag doch mal bei einem Naturschutzverein in deiner Nähe
nach, ob du bei solch einer Aktion mitmachen kannst. Jede helfende Hand ist bestimmt willkommen!
Trockenmauer
Mauern aus Natursteinen bieten einigen Wildbienenarten
(z.B. der seltenen Maurerbiene oder der Mörtelbiene) ein geeignetes Zuhause. Manche Arten
bauen Nistplätze in den Stein hinein, andere bauen sich ihr Nest mit einer Art selbstgemachtem "Mörtel"
an die Außenwand der Steine, das dann wie ein angeklebtes Häuschen aussieht. Auch viele andere Insekten und
Reptilien halten sich hier gerne auf. Trockenmauern können auch als Begrenzung der Wiese eingesetzt werden.
Obstsorten
Diese Apfelsorte heißt "Knebusch" und kommt ursprünglich aus dem Landkreis Rotenburg
im Norden von Niedersachsen. Er ist zum Apfel des Jahres 2013 gewählt worden. Es gibt in Deutschland über
1400 Apfelsorten und rund 3000 Obstsorten insgesamt. Auf der Streuobstwiese findet man oft alte Sorten, die nur in
der dortigen Gegend wachsen. Es gibt Fachleute, die sich auf die Bestimmung von Obstsorten spezialisiert
haben – sie heißen Pomologen. Wenn Du einen Apfelbaum im Garten hast und nicht weißt, wie der Apfel heißt,
kannst Du Dir dort Rat holen.
Apfelsorten
Obstsortendatenbank
Foto: "Knebusch: Früchte fortgeschrittener Reife am Baum", Wikipedia
Brache mit Hochstauden
Diesen Streifen bezeichnet man als "Brache" oder "brach liegend". Das bedeutet, dass hier
nichts angepflanzt wurde und der Natur Raum gelassen wird. Also wächst hier alles, was sich von selber aussät und gute Bedingungen
zum Gedeihen vorfindet, auch Büsche und hoch wachsende Stauden. Man kann sie auch als Wildnisecken oder –streifen bezeichnen;
hier entstehen viele Lebensräume für kleine Tierarten, z.B. Insekten.
Hecken und Sträucher
An den Rändern der Wiesen bietet sich eine besondere Bepflanzung an, z.B. Hecken und Sträucher, die
direkt auf der Wiese bei der Ernte oder dem Mähen nur stören würden. Sie können auch als Begrenzung eingesetzt werden. Gut geeignet sind
sogenannte "Blütengehölze" wie Schlehen oder Wildrosen oder "Beerensträucher" wie Himbeeren oder Johannisbeeren, deren Blüten gerne von
Wildbienen als Nahrungspflanze aufgesucht werden. Die Früchte können dann wieder geerntet und weiterverarbeitet werden – bieten sich aber
auch zum Naschen an!
Foto: "Himbeeren", Markus Leiter, Pixelio
Gartenzwerg
Gartenzwerge findest du auf der Streuobstwiese selten. Man muss schon genauer hinschauen, um den
einen oder anderen zu entdecken... Auf der Suche nach Ihnen trifft man aber vielleicht auch auf eine Pflanze oder ein Tier,
dass man gar nicht kennt oder das sich gut tarnt, um nicht entdeckt und erbeutet zu werden. Viele Arten tummeln sich hier,
die man auf den ersten Blick übersieht. Aber sie sind nicht nur gut versteckt, sondern oft auch selten und vom Aussterben
bedroht, wie z.B. die Wildbienen und der Steinkauz. Diese Arten finden hier eine Heimat - und mit der Pflege und dem Erhalt der
Streuobstwiesen leisten wir einen wertvollen Beitrag auch für den Artenschutz in diesen Tierwelten. Und für den Artenschutz der
Gartenzwerge ist in vielen Haus- und Schrebergärten gesorgt…
Das grüne Klassenzimmer
Umweltschutzverbände und Vereine, die sich für Tiere und Pflanzen einsetzen, haben ein gemeinsames
Ziel: wertvolle Lebensräume erhalten! Dies kann aber nur geschehen, wenn uns allen bewusst ist, wie wichtig die Natur ist - und
das wir sie schützen müssen. Wenn wir Streuobstwiesen pflegen und neu pflanzen, ist das ein toller Beitrag für den Umweltschutz.
Genauso wichtig ist es aber, möglichst vielen Menschen davon zu erzählen und Ihnen Zusammenhänge deutlich zu machen. Zum Beispiel,
dass der Erhalt von alten Obstbäumen nicht nur leckere Äpfel bringt, sondern auch für unsere Tiere Nahrung und Unterschlupf bedeutet.
Erklären kann man diese Dinge am besten, wenn man sich auf einer solchen Wiese befindet und mit allen Sinnen Erfahrungen macht.
Unterricht unter freiem Himmel im "grünen Klassenzimmer"! Auf Streuobstwiesen machen das auch richtige Profis, die sich
Streuobstwiesen-Pädagogen nennen. Das sind LehrerInnen, die sich mit dem Thema besonders gut auskennen und alle Zusammenhänge
richtig gut erklären. Da macht der Naturunterricht dann gleich viel mehr Spaß, denn man kann nebenbei ein paar Purzelbäume auf der
Wiese machen oder etwas Obst naschen…
Obstbäume pflanzen
Ein Obstbaum muss während seiner gesamten Lebenszeit regelmäßig geschnitten werden. Der Schnitt bewirkt
eine notwendige Verjüngung, die wiederum mehr Früchte hervorbringt. Durch die Baumkrone sollte Licht und Luft dringen. Es gilt die
Regel: Man sollte einen Hut durch einen Baum werfen können, ohne dass er darin hängenbleibt…! In den ersten 7 Jahren wird ein
sogenannter Erziehungsschnitt durchgeführt, danach wird fortlaufend ausgelichtet und in größeren Abständen verjüngt. Das Schneiden
sollte naturgemäß - je nach Sorte und "Charakter" des Baumes - erfolgen.
Obstbaumpflanzung
Foto: "Kehrwoche", Rainer Sturm, Pixelio