Streuobstwiesen sind wertvolle Ökosysteme. Doch ihre Erhaltung hängt häufig an einer wirtschaftlichen Nutzung, zum Beispiel durch den Verkauf von Apfelsaft. Über die verschiedenen Formen der wirtschaftlichen Nutzung informierte die 3. Niedersächsische Streuobst-Vermarktertagung am 4. Juli in Gieboldehausen. Dazu luden das Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen GmbH gemeinsam mit dem BUND Niedersachsen im Rahmen des Projektes „Zusammenarbeit zur Erhaltung von Streuobstwiesen in Niedersachsen“ ein. Insgesamt 50 Streuobst-Akteure aus der Landwirtschaft und dem Naturschutz, Streuobstwiesen-Besitzer*innen, Verwerter*innen und Produzent*innen sowie Streuobst-Pädagog*innen waren dabei. Sie hörten spannende Vorträge und diskutierten über Ideen der professionellen Vermarktung sowie der Wirtschaftlichkeit von Streuobstwiesen.
Die Tagung eröffnete die stellvertretende Geschäftsführerin vom KÖN Sara Kuschnereit, es folgte Miriam Staudte, Niedersächsische Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, die die Bedeutung der Streuobstwiesen als Bestandteil unserer Landschaft in Niedersachsen herausstellte. Sie stellte den Anwesenden in Aussicht, weiter im Gespräch zu bleiben und gemeinsam Ideen und Maßnahmen für die Pflege und den Schutz von Streuobstwiesen voranzutreiben. Die Nutzung und Pflege von Streuobstwiesen muss sich wieder lohnen, gerade für Landwirte, gemeinnützige Vereine und Privatpersonen. Um diesen Mehraufwand für einen umweltschonenden Anbau und die ökologische Leistung zu erbringen, muss man sich über sinnvolle Förderprogramme unterhalten.
Die Einführung in die Tagung übernahmen Projektleiterin Sabine Washof vom BUND LV Niedersachsen und Sarah Ahrens als Projektmitarbeiterin beim KÖN. Im Anschluss sprach Klaus König vom Landschaftspflegeverband Göttingen über den aktuellen Pflegezustand von Streuobstwiesen in seiner Region. Sophia Philipp von der Uni Kassel berichtete aus ihrer Forschung zum Thema verbrauchergerechtes Marketing von Streuobstprodukten. Dabei stellte sie heraus, dass der Begriff Streuobst in der Bevölkerung zwar bekannt ist, aber keine genaue Vorstellung von der Bedeutung vorhanden ist. Außerdem konnte sie nachweisen, dass Verbraucher*innen eher zu Streuobst-Produkten greifen und bereit sind, höhere Preise für Streuobst-Produkte zu zahlen, wenn sie diese bereits probiert haben und kennen.
Das Thema Klimawandel wurde von Christoph Meixner vom Triebwerk im dritten Vortrag angesprochen. Er klärte die Zuhörer*innen über Agroforst und die möglichen Anpassungsstrategien im Angesicht der Klimaveränderungen auf. Nach einer Mittagspause wurden noch zwei Beispiele aus der Praxis vorgestellt. Ole Klann von Nordappel stellte seine Appelcider-Produktion in Oldenburg vor und Martin Geng vom Obstparadies Staufen nahm den langen Weg aus Baden-Württemberg in Kauf, um von seiner langjährigen Erfahrung aus der Streuobst-Vermarktung zu berichten.
In den Pausen gab es immer wieder die Möglichkeit sich die Stände von Aussteller*innen anzuschauen, ins Gespräch zu kommen und sich zu vernetzen. Auch zur Teilnahme an einer Arbeitsgruppe zum Thema Pflege und Einführung eines angepassten Thüringer Handlungskonzept Streuobst wurde durch Malin Tiebel (Baumland Kampagne) und Sabine Washof aufgerufen.
Die Streuobsttagung endete mit einer Exkursion zur Natursaftkelterei Ott’s in Gieboldehausen. Dort wird Saft aus Äpfel und Birnen aus regionalem Streuobst alter Kultursorten wie Kaiser-Wilhelm, Boskoop, Ontario, Goldparmäne und vielen mehr produziert und die Teilnehmer*innen bekamen die Abläufe in der Produktion erklärt.