Aktuelles
Zur Artikelübersicht

Naturschutz und Wirtschaftlichkeit von Streuobstwiesen muss kein Widerspruch sein
BUND und KÖN haben zur 2. Streuobst-Vermarktertagung nach Walsrode eingeladen
05. August 2021
Walsrode

Wie können Streuobst und Streuobst-Produkte richtig vermarktet werden und wie erreichen wir eine höhere Wertschätzung der Produkte? Um diese und weitere Fragen ging es bei der 2. Streuobst-Vermarktertagung am 29. Juli 2021. Gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen GmbH luden der BUND Niedersachsen im Rahmen des Projektes „Zusammenarbeit zur Erhaltung von Streuobstwiesen“ nach Walsrode auf die Streuobstwiese Baars ein. Insgesamt 85 Streuobst-Akteure aus der Landwirtschaft und dem Naturschutz, Streuobstwiesen-Besitzer*innen, Verwerter*innen und Produzent*innen sowie Streuobst-Pädagog*innen waren dabei. Sie hörten spannende Vorträge und diskutierten über Ideen der professionellen Vermarktung sowie der Wirtschaftlichkeit von Streuobstwiesen.

 

 

Die Tagung eröffnete KÖN-Geschäftsführerin Caroline Grieshop, die die Rede der kurzfristig ausgefallenen Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast vorlas, es folgte Frank Doods, Staatssekretär im Niedersächsischen Umweltministeriums, der herausstellte, wie wichtig Streuobstwiesen als Bestandteil unserer Landschaft sind. Nach weiteren Grußworten von Manfred Ostermann, Landrat des Heidekreises, und Helma Spöring, Bürgermeisterin von Walsrode, ging es am Vormittag weiter mit interessanten Impulsen und Einblicken von drei Referenten, die seit vielen Jahren in verschiedenen Regionen Deutschlands aktiv sind. Den Anfang machte Dr. Matthias Bosse von Dr. Bosse Traditionsobst aus Sachsen-Anhalt, der über die Lust und das Leid bei der Anlage und der professionellen Bewirtschaftung von Streuobstwiesen sprachen. Mit viel Witz teilte er unter anderem seine Erfahrungen mit Behörden, Herausforderungen beim Baumkauf und Hürden bei der Bio-Zertifizierung mit den Teilnehmer*innen.

 

 

Sehr engagiert und leidenschaftlich erzählte im Anschluss Jürgen Krenzer von Krenzers Rhön aus Hessen, wie er auf sein erfolgreiches Vermarktungskonzept seines Apfel-Sherrys entwickelt hat. Dabei stellte er heraus, wie wichtig es ist, mit Emotionen zu überzeugen und über den Tellerrand zu schauen. Zentral ist für ihn, dass die Vertreiber*innen mit Ihren Produkten Geschichten erzählen. Auch der Aufbau eines bereiten Netzwerkes kann seiner Ansicht nach bei der Bekanntmachung, dem Vertrieb sowie bei der Inspirationsfindung behilflich sein. Über die Exklusivität, die Streuobst-Produkte schwerpunktmäßig Brände erlangen können, sprach zum Schluss der Tagung Holger Stein vom Hof Stein aus Sachsen. Gänzlich ohne Internetauftritt und soziale Medien konnte er sich mit seinen Produkten einen Namen in der Szene und in seiner Heimatregion machen.

 

 

Aber auch regionale niedersächsische Streuobst-Initiativen wurden in Walsrode vorgestellt: Andreas Creydt von „Creydt - Der Fruchtsaft“ stellte sein Regionalprojekt „kultur.gut“ vor. Sonja Biewer erläuterte, wie sie im Raum Göttingen Streuobst über das Modell der Solidarischen Landwirtschaft vermarktet und Gastgeber Frank Baars informierte über seine regional ausgerichtete Direktvermarktung.

 

 

Fazit der Tagung: „Naturschutz und Wirtschaftlichkeit von Streuobstwiesen müssen kein Widerspruch sein. Nicht nur die Streuobstprodukte, sondern auch die Streuobstwiesen als artenreiche Kulturlandschaften müssen als Ökosystemleistungen bezahlt werden“, fasst die Moderatorin der Tagung und Projektleiterin Sabine Washof vom BUND Niedersachsen die Tagung zusammen. Die Teilnehmer*innen sind sich einig, dass sowohl die Streuobstwiese als auch die Produkte eine höhere Wertschätzung benötigen und bei der Vermarktung individuelle, an Region und Verbraucher orientierte Konzepte zum Erfolg beitragen können.