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Buchbesprechung
Das Apfelbestimmungsbuch "Apfelsorten in Deutschland"
174 alte und moderne Apfelsorten werden mit professionellen Abbildungen präsentiert und auf hohem Niveau beschrieben - Buchbesprechung von Hermann Stolberg
01. Februar 2022

Wenn ein Profi-Fotograf und Top-Pomologen*innen sich zusammentun, entsteht etwas richtig Gutes!:  Apfelsorten in Deutschland – ein bemerkenswertes Bestimmungsbuch ersten Ranges!

 

Die Vorläuferversion war schon eine pomologisch spannende Literatur - überaus nützlich in der Sortenkunde! „Norddeutsche Apfelsorten – Ein Bestimmungsbuch“ hieß dieses Werk und war schon bald nach Erscheinen 2016 ein echter Renner – damals war der Herausgeber noch die Stiftung ÖKOWERK EMDEN.

 

Die Auflage war alsbald vergriffen – mit Jahresanfang 2022 wurden Antiquariatspreise des Bestimmungsbuches von 160 Euro mit steigender Tendenz aufgerufen!

 

Der Herausgeber: Stiftung Ökowerk Emden und damit unweigerlich verbunden der Name Detlef Stang als ehemaliger Geschäftsführer der Stiftung Ökowerk Emden – nunmehr im wohlverdienten Ruhestand – hatten damals, wie sagt man – das richtige Gespür für etwas, was Pomologen und Pomologinnen dann auch begeistert aufnahmen: Eben jenes Bestimmungsbuch norddeutscher Apfelsorten.

 

Wer nun erwartet hat, dass dieses Nachschlagewerk etwa unbearbeitet in die weitere Auflage geht, sah sich getäuscht.

 

Just zu Jahreswechsel 2021/2022, – also jüngst erschienen, vom Aussehen her auf dem ersten Blick äußerlich kaum zu unterscheiden – ein neues pomologisches Werk: Apfelsorten in Deutschland – Ein Bestimmungsbuch.

 

Die wenigen Korrekturen, Ergänzungen aus dem Vorläuferwerk wurden vorgenommen, und das Besondere ist, dass weitere Sorten präsentiert werden. Und wieder diese präzise Gründlichkeit (und Schönheit!) von Wort und Bild!

 

174 alte und moderne Apfelsorten werden in brillanten großformatigen Abbildungen präsentiert und auf fachlich ganz hohem Niveau beschrieben.

 

Hier zeigt sich das Herausstellungsmerkmal dieses Werkes, wie auch schon im Vorläuferbuch deutlich zu erkennen war: Erstklassige, unter professionellen Bedingungen im Studio fotografierte Früchte werden dokumentiert. Und es wird dann in Wort und Schrift aufgezeigt, worauf es beim Sortenbestimmen, beim Sorten-Wiedererkennen ankommt: Die typischen Merkmale einer Sorte werden besprochen und durch die Fotos, wo möglich, veranschaulicht: Kernhaus, Kernform, Kelch und Kelchgrube, Stielgrube, Frucht-Querschnitte, Blattformen, Frucht-Grundfarbe, Frucht-Deckfarben und vieles mehr. Duft, Geschmack, Eigenschaften wie Lagerfähigkeit werden ergänzend angesprochen, ebenso, wo möglich, ganz neue Erkenntnisse und Hinweise zur Abstammung, wenn möglich gar mit Bezug auf ganz moderne Genanalytik!

Buchcover "Apfelsorten in Deutschland" |  http://apfelsortenbuch.de


Diese Methodik der genetischen Analysen wird zunehmend in der Sortenbestimmung auch zur Klärung von bislang unbekannten Verwandtschafts- und Abstammungsverhältnissen unserer Früchte angewendet. Genmolekulare Untersuchungen machen es möglich, nach und nach bekommen wir so ein Bild über die Entwicklung unserer „alten“ Sorten im zurückliegenden zeitlichen Verlauf.


Diese biotechnischen Bestimmungsmethoden werden immer präziser. Wir erfahren, dass sie mehr und mehr Raum einnehmen, um so die klassische Sortenbestimmung der Pomologinnen und Pomologen sinnvoll zu ergänzen. Hier wird auf knapp zwei Din A4-Seiten ein fundierter und leicht verständlicher Überblick über den derzeitigen Stand der DNA-Codierung unserer alten Apfelsorten gegeben und der Leser und die Leserin so auf den neusten Stand gebraucht.
Sind die genetischen Abstammungsverhältnisse für eine in diesem Buch beschriebene Sorte schon bestimmt worden, werden diese Informationen durchgängig den einzelnen Sortenbeschreibungen vorangestellt.

 

Ein spannendes Beispiel:
Nicht nur, dass aufgeräumt wird mit der Vorstellung, dass es sich bei der Apfelsorte „Großherzogs Liebling“ nur um eine andere Namensgebung für unsere norddeutsche Apfelsorte „Martini“ handelt.
Nein, der „wahre“ echte Großherzogs Liebling wurde wiedergefunden auf Streuobstwiesen in der Nähe von Oldenburg – eine völlig eigenständige Sorte!
Die Sorte: „Großherzogs Liebling“ findet in diesem Bestimmungsbuch (S. 210-211) nun auch ihre pomologische Erstbeschreibung (!) – und das in den gewohnt erstklassigen fotografischen Detail-Aufnahmen und fundierten begleitenden Texten.
Und „Großherzogs“ Elternsorten werden auch präsentiert: „Ernst Bosch und Goldparmäne!“ – der molekulargenetischen Sortenbestimmung sei Dank.


Auch der Stand der aktuellen Forschung und Diskussionen in Bezug auf die Allergieverträglichkeit vieler historischer „alte“ Apfelsorten – aber auch neuer Apfelsorten – wird aufgezeigt und auch kritisch bewertet.

 

Vielen Lesern und Leserinnen ist sicher das Projekt des BUND Lemgo in Kooperation mit dem Allergiezentrum der Berliner Charité zum Thema Apfelverträglichkeit – begonnen schon im Jahr 2005 – ein Begriff.

 

Dieses Buch kann aus unserer Sicht den Anspruch erheben, ein erstklassiges Bestimmungsbuch für den/die pomologisch Interessierte/n zu sein! Dieses reichbebilderte Werk ist zugleich eine spannende Freizeitlektüre, hochgradig geeignet für das „Selbststudium“, aber auch „nur“ zum Träumen beim Blättern durch die Seiten. Und genau das brauchen wir – Begeisterung für unsere alten Apfelsorten!

 

Wir sind uns sicher, dass dieses Buch das Interesse an alten Apfelsorten in der Bevölkerung weiter mehren wird. Das ist auch bitternötig – insofern ist dieses Buch auch ein Buch gegen das Vergessen!

 

Hier fanden sich mit dem Fotografen Lutz Poltrock und den zwei anerkannten Pomolog*innen Ariane Müller und Dankwart Seipp ein Top-Team zusammen.

Gute Foto-Studiotechnik trifft auf erstklassige Sortenkenner*innen. Das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen.

 

Vielen Dank dafür!

Eindeutig unsere Buchempfehlung!

Ihr Hermann Stolberg

 

 

Das Buch "Apfelsorten in Deutschland - Ein Bestimmungsbuch" hat 419 Seiten und kostet 78,00 €. Es kann auf der dazugehörigen Homepage bestellt werden.