DANZIGER KANTAPFEL 

Sortenbeschreibung von Hermann Stolberg, Baumvorstellung von Elisabeth Schwarz

Quelle: ohne Autor: Unsere besten Deutschen Obstsorten; Bechthold-Verlag Wiesbaden Auflagen 1913 - 1939

 

Herkunft und Verbreitung

Sehr alte Sorte, Herkunft unbekannt. Schon 1760 von Knoop* beschrieben und dort auch unter dem Namen: Danziger Kantappel erwähnt.

Die Sorte wird schon in den ältesten Pomologien zur Gruppe der Rosenäpfel** gezählt. Sehr verbreitete Sorte, die in Deutschland, je nach Region auch Rosenapfel, Rosenhäger, schwäbischer Rosenapfel, Himbeerapfel (Baden); Erdbeerapfel u.v.m. genannt wurde. Früh wurde die Sorte schon in Holland als Kantapfel oder Roter Kantapfel bezeichnet. Heute wieder häufiger im Streuobstanbau.

Ein Apfel, der keine hohen Wärmesummen benötigt und deshalb in den maritimen bis subkontinental getönten Regionen (z.B. Norddeutschland; Niederlande) bevorzugt vorkommt und im extensiven Streuobst angebaut wurde.
Die Sorte kommt jedoch in ganz Deutschland vor.

 

Gefährdungsgrad

gefährdet (auf der Skala: kaum gefährdet; gefährdet, extrem gefährdet)

 

Verwendung

Wirtschaftsfrucht, auch Tafelfrucht

 

Fruchtbeschreibung

Form und Größe

Mittelgroßer, flach kegelförmiger Apfel, stielbauchig-verjüngt sich gegen den Kelch.

Frucht breiter als hoch (etwa 55 bis 70 mm Breite; 50 bis 60 mm Höhe).

Starke kalvillenartige Rippen gehen vom Kelch aus bis in die Mitte der Frucht. Durch die starken Wülste und Rippen im Kelchbereich wirkt der Apfel überbaut. Die Fruchthälften sind in der Regel ungleich.

Wülste, Rippen und Nähte sind für den Apfel typisch.
Die oft beschriebene eine scharfe Naht des Apfels ist nicht unbedingt sortentypisch, wobei dennoch regelmäßig scharfe Nähte auf der Frucht, auch im Kelchbereich, zu sehen sind.

 

Foto: Hermann Stolberg

 

Schale

GF gelb, DF ½ - 1/1 karminrot-leicht bräunlicher Ton.


Die Grundfarbe (GF) ist oft nur bei Schattenfrüchten und/oder nur sehr schwach ausgeprägt im Kelchbereich zu sehen. Reife Früchte sind häufig wachsartig behaucht, was den Früchten dann einen bläulichen Schimmer gibt. Bei ausgereiften Früchten ist oft nur die Deckfarbe (DF) zu sehen (1/1). Schale glatt (wie gelackt), auch leicht fettig.

 

Die Schalenpunkte sind bei voller Deckfarbe nur selten zu sehen, treten kaum hervor. Sie sind nur an den weniger geröteten Früchten bzw. Schattenfrüchten deutlicher sichtbar.

Schale kaum berostet.

 

Kelchseite

Kelch eng und tief, mit viele Falten umgeben, aus denen sich wenige Wülste erheben, die dann über den Apfel bis in die Mitte laufen.

Charakteristisch für diese Sorte sind die feinen Nähte, die um den Kelchbereich auftreten können.
Kelchröhre breit und dreieckig, in der Regel keine durchgehende Kelchröhre.

Kelch meist geschlossen bis halboffen, mittelgroß.

Einzelne Kelchblätter sind grün und wollig, langgespitzt.

Kelchblätter nach außen zurückgeschlagen.

 

Stielseite

Keine breite Stielgrube, mäßig tief, meistens grünlichbraun strahlig berostet. Stiel 1 bis 2 cm lang, verholzt, stark und kräftig - und an der Ansatzstelle meist verdickt.

 

Kernhaus

Stielwärts breit zwiebelförmig und offen. Kerne sehr gut ausgeprägt, Apfel ist diploid.

 

Fruchtfleisch

Fest, grünlichweiß, locker, fein, saftig-süßweinig und fein gewürzt. („… rosenartig würzig= siehe Rosenapfel“), Fruchtfleisch bei reifen Früchten in Schalennähe oft rötlich. Grünlich geadert, insbesondere nach dem Kernhaus zu – in  Schalennähe bei reifen Früchten auch rötliche Adern.

 

Reife, Haltbarkeit und Verwendung

Pflückreife ab Ende September; Genussreife: ca. ab Mitte Oktober; im Lager haltbar bis Mitte/Ende Dezember (Herbstapfel). Die Frucht wird im Lager leicht fettig/wachsig.

Da das Fruchtfleisch im Lager nicht mürbe, sondern weich wird, besteht die Gefahr der Kernhausfäule. Deshalb die Äpfel zügig verwerten. Die Frucht ist wohl kein Tafelobst allerersten Ranges, eher Wirtschaftsobst (Most; Küche …).

Die Schale ist beim Verzehr etwas zäh.

 

Apfelblüte des Danziger Kantapfels; Foto: Hermann Stolberg 


Baumbeschreibung

Standort und Anfälligkeit

Der Danziger Kantapfel ist eine anspruchslose Sorte, die in Bezug auf die Boden- und Lagegegebenheiten nicht wählerisch ist. Sie kommt auch in rauen Gegenden vor. Zu vermeiden sind trockene Sandböden.

 

Wuchs

Junge Bäume haben einen mäßigen Wuchs, doch nimmt die Krone mit den Jahren eine breite, hochstrebende Form und einen ausladenden Durchmesser mit sperrigen Vergabelungen an. Der Danziger Kantapfel wird bevorzugt auf Hochstamm gezogen, aber auch die Kultivation auf Halbstamm, zum Beispiel M7-Unterlage, ist möglich. Die Fruchtholzbildung ist kurz.

Der Baum verfügt über eine große, rosafarbene Blüte, die Mitte/Ende April blüht. Die Blüte ist von langer Dauer und unempfindlich gegenüber Kälte und Nässe.   

 

Ertrag

Der Ertrag ist hoch. Allerdings neigt die Sorte bei unsachgemäßem Schnitt zur Kleinfrüchtigkeit.  

 

Verbreitung

Der Danziger Kantapfel kommt in Thüringen, Mittel- und Norddeutschland sowie im südlichen Baden-Württemberg in der Bodensee-Region vor.

 

 

Hinweise:

*: Johann Hermann Knoop; Pomologia, das ist Beschreibungen und Abbildungen der besten Sorten der Aepfel und Birnen ... Theyl 1–2. – Nürnberg: Seligmann, 1760–1766.
**: Klassifizierung nach Johann Ludwig Christ (* 18. Oktober 1739 in Öhringen; † 19. November 1813)

 

Verwendete Literatur zur Sortenbeschreibung:

Lucas, Oberdieck u.a.: Illustriertes Handbuch der Obstkunde - Band I Äpfel - Stuttgart 1859

Koloc, Rudolf: Wir zeigen Apfelsorten und werten deren Eigenschaften. Radebeul 1963

Kessler Hans: Apfelsorten der Schweiz - Wädenswil 1947

Müller-Diemitz/Bissmann-Gotha u.a.: Deutschlands Obstsorten – Äpfel  Stuttgart 1905 – 1930

Müller Ariane, Seipp Dankwart: „Norddeutschlands Apfelsorten“ - Emden 2015