Der Einfluss des Klimawandels auf Streuobstwiesen
Der Klimawandel und dessen Folgen haben schon seit Jahren einen unbestreitbaren Einfluss auf unsere Umwelt. Eine höhere Durchschnittstemperatur, lange Trockenperioden, Starkregen und Hagel ziehen auch nicht spurlos am Obstanbau vorbei. Diese Entwicklungen machen auch nicht vor Streuobstwiesen halt.
FÜR DIE OBSTBÄUME WIRD ES…
…ZU WARM.
Durch den Klimawandel ist zukünftig mit mehr Hitzetagen und somit andauernde Trockenheit in der Vegetationsperiode zu rechnen. Wobei der Niederschlag regional immer ungleicher verteilt sein wird. Zusätzlich konnte in den letzten Jahren schon eine zunehmende Frühjahrstrockenheit beobachtet werden. Der Erwerbsobstbau musste daher schon in die zunehmende Bewässerung der Bäume intensivieren. Doch nicht nur Trockenheit stellt ein Problem dar. Erhöhte Sonneneinstrahlung kann Schäden wie Sonnenbrand, Schalenbräune und Glasigkeit am Obst hinterlassen. Außerdem sterben durch die milderen Temperaturen weniger Obstbaumschädlinge im Winter ab und können so höhere Populationsdichten erreichen. Auch kann es durch die warmen Sommer dazu kommen, dass Schädlinge wie zum Beispiel der Apfelwickler mehr als eine Larvengeneration pro Jahr hervorbringen kann.
…ZU KALT.
Aber auch Kälteschäden an Streuobst können in Zukunft zunehmen. Denn durch milde Winter kann die Blütezeit bis zu zwei bis drei Wochen früher beginnen als bisher. Dadurch entsteht ein erhöhtes Risiko von Schäden an den Obstblüten durch Spätfröste.
…ZU EXTREM.
Durch den Klimawandel kommt es vermehrt zu Extremwetterereignisse, wie zum Beispiel Starkregen oder Hagel. So kann bei leichtem Hagel das Obst im inneren Kronenbereich schadenfrei bleiben. Kommt es jedoch zu stärkeren Hagelereignissen, kann nicht nur das gesamte Obst am Baum Schaden davontragen, sondern auch Wunden an der Baumrinde entstehen. Dadurch können Infektionen in das Holz gelangen und den Baum nachhaltig schädigen.
WAS KANN ICH TUN?
Um Streuobstwiesen „fit“ für den Klimawandel zu machen, gibt es verschiedene Lösungsansätze, die immer abhängig von der Fläche ausgewählt werden müssen. Grundsätzlich sollten die Auswirkungen des Klimawandels in die Planung einer Streuobstwiese mit einbezogen werden. Wasserzugang und Gießmöglichkeiten sind dabei wichtige Punkte, da vor allem Jungbäume ohne Bewässerung in den heißen Sommern eingehen.
Außerdem ist die Obstsortenauswahl entscheidend. Sorten wie Cox Orange vertragen keine hohen Temperaturen und Hitzeperioden. Es sollte also bei der Auswahl vorher Überlegungen zur Hitzebeständigkeit der Sorte angestellt, sowie natürlich die Bodenbedingungen auf dem gewählten Standort mit einbezogen werden. Doch ebenso wichtig ist auch die Wahl der Unterlage bei der Veredlung. Diese sollte möglichst starkwachsend sein - also möglichst Sämling. Die Anwachsphase ist bei jeder Art sehr sensibel. Bei der Wahl der Obstart sollte darauf geachtet werden, dass Apfelbäume grundwasserversorgte Böden benötigen. Kirschen, Aprikosen und Pflaumen kommen auch mit schlechteren Bodengegebenheiten, wie z.B. Flachgründigkeit oder keine bis wenig Grundwasserversorgung zurecht.
Ein sorgfältiges Vorgehen bei Pflanzung von Jungbäumen kann die Lebensdauer und somit die Standfestigkeit gegenüber Trockenheit erhöhen. Ein Beispiel ist die Bildung eines Gießrandes um den Jungbaum, welcher die Wasseraufnahme durch die Wurzeln verbessern kann.
Die Pflanzung von Hecken um eine Streuobstwiese kann als Puffer gegen austrocknende Windströmungen dienen, aber auch die nächtliche kalte Luft abhalten, um so Frühjahrsfrostschäden vorzubeugen. Zusätzlich können hochwachsende Bäume auf der Wiese gepflanzt werden, um zur Beschattung der Fläche beizutragen.
Neben der Planung ist auch die richtige Pflege der Fläche sowie des Bestandes von großer Bedeutung, um Schäden durch Klimawandel vorzubeugen. Durch Pflegemaßnahmen kann die Widerstandsfähigkeit der Obstbäume verbessert werden. Ein regelmäßiger Schnitt hält die Bäume vital. Dabei sollte darauf geachtet werden, große Schnittwunden zu vermeiden. Gegen Risse im Stamm durch Frost oder Sonneneinstrahlung schützt ein Stammanstrich. Dafür werden die Stämme und die dicken Äste vorbeugend im Winter mit Lehmmischung angestrichen. Durch die helle Farbe des Lehms wird das Sonnenlicht reflektiert und eine Aufheizung des Stammes verhindert. Außerdem werden durch den Lehm auch die Schlupfmöglichkeiten für Schädlinge reduziert. Die Lehmmischung kann entweder im Laden gekauft oder selbst angerührt werden. Ein Rezept besteht aus lehmiger Erde oder Lehmpulver/Tonmehl, Ackerschachtelhalmbrühe und, wenn vorhanden, Kuhfladen.
Gegen Befall der Obstbäume durch Schädlinge kann aber auch die Haltung von Hühnern helfen. Diese fressen die Schädlinge von der Wiese und unterem Baumstamm ab. Abhängig vom Schädling können unterschiedliche Maßnahmen zur Bekämpfung ergriffen werden. Ebenso verhält es sich bei Krankheiten, wo die richtige Maßnahme abhängig von der Diagnose ist. Vorbeugend gegen Krankheiten kann jedoch das Fallobst sowie abgestorbene/kranke Äste entfernt werden.
Das Abdecken der Baumscheibe mit Mulch während der Vegetationsperiode verringert die Verdunstung und hält Feuchtigkeit im Wurzelbereich. Das Mulchen mit / Gras / Heu ist eine wichtige Maßnahme, damit der Obstbaum vor allem während der Blütezeit und der Zeit der Fruchtentwicklung nicht austrocknet und die wertvolle Feuchtigkeit im Boden bleibt. Vor allem in den ersten Jahren nach der Pflanzung ist diese Maßnahme sinnvoll, allerdings nur während der Vegetationsphase – im Winter bietet allerdings die dicke Mulchschicht lediglich Mäusen und anderen Schädlingen Unterschlupf.
Es gibt mehrere Projekte bei denen die Entwicklung einer klimaresiliente Streuobstwiese im Mittelpunkt steht. Dabei geht es um Punkte wie die richtige Artenauswahl - auch mit Schatten spendende Überhälter -, mykhorrizierte Substrate um ein besseres Anwuchsverhalten zu erzeugen, Höhenlinen orientiere Flächenanlage, um Wasser länger in der Fläche zu halten und vielen weitere Aspekte. So ist zum Beispiel das Triebwerk mit seinen Untersuchungen zu dem Bereich Agroforstwirtschaft und Klimawandel eine wichtige Initiative in dieser Thematik.